Montag, 28. April 2014

794 Jahre Salisbury Cathedral

Heute vor 794 Jahren wurde der Grundstein für die in englischer Gotik gebaute 'Salisbury Cathedral' gelegt. Zur Vollendung dauerte es noch 48 Jahre und in der Folgezeit wurden über die Jahrhunderte Änderungen vorgenommen. Die Kathedrale ist jedoch aus mehreren Gründen einzigartig, die auch heute noch sichtbar sind.

Anders als ähnliche Bauten in England wurde das Kirchengebäude auf der grünen Wiese in einem Stück gebaut und nicht auf frühere Bauten aufgesetzt. Die Bauzeit war daher verhältnismäßig kurz und das Konzept im als 'Early English' bekannten Stil ist durchgängig. Der im normannischen Stil erbaute Vorgänger stand nicht in Salisbury sondern im nahen Old Sarum. Konflikte mit den weltlichen Nachbarn um Zugangsrechte und Wasserversorgung führten zur Entscheidung, in New Sarum einen Neubau zu errichten.

Wie stark mag das Fundament eines solchen Schwergewichts sein? Vier Fuß (!) (1,3 Meter) - das ist bedingt durch den hohen Grundwasserspiegel in diesem Gebiet. Ein Einheimischer erzählte mir, dass in der Kathedrale an einer Stelle ein Bodenstein mit einem Ring versehen ist. Hebt man ihn daran an, kann man den Grundwasserspiegel sehen, der bedrohlich nahe erscheint. Ich habe das aber nicht ausprobiert :-)

Der Vierungsturm ist mit 123 Metern der höchste Kirchturm in England und wurde im 14. Jahrhundert nachträglich eingebaut. Mit 6500 Tonnen war er allerdings für den Kirchbau zu schwer. Das wußte man damals natürlich nicht, da die Statik auf dem Prinzip von 'Versuch und Irrtum' (Wikipedia) beruhte. Der Turm wäre wohl irgendwann eingestürzt, wenn nicht Christopher Wren Mitte des 17. Jahrhunderts eine nachträgliche Stabilisierung angeregt hätte. Die Pfeiler wurden daraufhin mit Stahlbändern verstärkt, die durch einen Bolzen verschlossen sind.

Auch in der Literatur diente die Kathedrale von Salisbury als Inspiration. Der Roman 'Die Säulen der Erde' von Ken Follet hat den Bau der Kathedrale als Vorbild und hier wurden auch ein Teil der Aufnahmen gedreht, als der Roman verfilmt wurde. Die Arbeiten am Turm sind Vorbild für den Roman 'The Spire' (deutsch: Der Turm der Kathedrale) von William Golding.

Die Kathedrale ist aus der Innenstadt von Salisbury aus gut zu Fuß zu erreichen und liegt in einer ansprechenden Grünanlage. Der Eintritt ist frei, es wird aber um eine Spende von 6.50 GBP gebeten. Tipp - der offizielle Eingang ist rechts, ist gibt aber einen Eingang auf der linken Seite, an dem man ohne 'freiwillige' Spende ins Innere gelangt. Im Rahmen einer Gruppenreise nach Salisbury ist eine Führung zu empfehlen.


Freitag, 25. April 2014

Nationalpark 'New Forest'

Im Süden der britischen Inseln an der Kanalküste in Höhe der Isle of Wight erstreckt sich der Nationalpark 'New Forest' und bietet ein Erholungsgebiet von aussergewöhnlicher uriger Schönheit.

Schon 1079 erklärte Wilhelm I. das Gebiet zum Wald für die königliche Hirschjagd. Über die Jahrhunderte überstand es die Nutzung als Holzlieferant für Schiffsbau und Militär sowie schwere Stürme.

Seit 2005 gilt das Gebiet als Nationalpark und erstreckt sich von Whiteparish im Norden bis an die Küste bei Lymington. In Ost-West-Richtung wird es von Southhampton und Ringwood begrenzt.

Der Jahrunderte alte Baumbestand ist beeindruckend und verleiht dem Gebiet ein urwüchsiges Aussehen. Man kann sich gut vorstellen, wie hier vor Jahrhunderten Reiter auf Jagd gegangen sind.

Grosse Flächen sind von Heidekraut bewachsen, morastige Sümpfe wechseln sich mit Ackerland ab und an der Küste liegen Salzmarsch- und Schlammgebiete. Entsprechend ist die Fauna und Flora vielfältig.
Im Gebiet des New Forest werden Pferde, Rinder und Ponys gehalten, die ohne die Einschränkung von Zäunen durch die Heide streifen. Beim Durchqueren mit dem PKW ist daher besondere Vorsicht geboten.

Das Gebiet bietet sich als Ausflugsziel einer Gruppenreise zum Wandern, Reiten und Radfahren an. An ausgewiesenen Stellen kann man grillen und picknicken und über die Infostände einzelne Gebiete und Themen genauer und die Lupe nehmen.

Ein TourBus mit ohne Dach im Oberdeck bietet auf drei getrennten Routen die Möglichkeit, das Gebiet zu erkunden, zwischendurch auszusteigen und vor allem in Ruhe Fotos zu machen. Ein Gruppentagesticket ist schon unter 10 € erhältlich. Als Tagesausflug bei einer Klassenfahrt nach Bournemouth oder Abstecher zu einer Fahrt nach Stonehenge eine schöne Abwechslung.

Dienstag, 8. April 2014

Weimar - Kultur auf höchstem Niveau

Auf dem Weg nach Berlin hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, endlich einmal Weimar einen Besuch abzustatten. Für einen begeisterten Anhänger der deutschen Literatur gleicht das schon einer Pilgerfahrt. Die Stadt, der Goethe seinen Stempel aufgedrückt und in der Schiller Dramen geschrieben hat. Das Theater wurde hier zu einer angesehenen Institution mit geachteten Akteuren erhoben, Liszt und Bach haben wir gewirkt. Man meint (oder hofft), den inspirierenden Geist dieser Größen zu spüren.

Dabei hat Weimar etwas kleinstädtisches, fast gemütliches. Der Marktplatz mit Brunnen ist nicht groß und lädt gerade deshalb zum Verweilen ein. Die bedeutenden Sehenswürdigkeiten kann man zu Fuß erreichen und sogar das Gartenhaus des großen Meisters im Park an der Ilm ist nicht weit. Die Stadt ist sich offensichtlich bewußt, welches kulturelle Erbe ihr zur Verwaltung hinterlassen wurde. Mit dem Nationalmuseum am Wohnhaus Goethes wird Leben und Werk des grossen Geistes gebührend gewürdigt und auch für Schiller ist ein Museum an das Wohnhaus angebaut, das er in den letzten 3 Lebensjahren bewohnte. Der Spielplan des Nationaltheaters enthält entsprechend einige der grossen Schauspielstücke der Weimarer Klassik.

Mit einem Gedichtband von Goethe und Schiller in der Hand kann man mit Genuß in den Gärten promenieren, das Gartenhaus Goethes besichtigen und den Garten bestaunen, der heute wieder so angelegt ist, wie ihn der Meister entworfen und bestellt hat. Die Stadt hat dabei nichts erdrückendes. Die prachtvollen Schlösser und Gebäude sind eindrucksvolle Zeugnisse einer Zeit, die zu grossen Meisterwerken deutscher Literatur inspirierte.

Weimar ist auch Namensgeber der deutschen Republik nach dem 1. Weltkrieg. Im Nationaltheater entwarf die verfassungsgebende Nationalversammlung die Verfassung für die parlamentarische Demokratie, ein Ereignis, dem im Stadtmuseum von Weimar eine Sonderausstellung gewidmet ist - 'Demokratie aus Weimar'. Auch das deutsche Bauhaus hatte seine Anfänge 1919 seine Wurzeln in Weimar. Das entsprechende Museum zeugt ebenso davon wie das 1923 erbaute Musterhaus 'Haus am Horn'.

In Weimar findet der Geist eine Fülle an Anregung - geballte Kultur und Geisteswissenschaft. Als Gegenpol dienen die schönen Landschaftsgärten in und um Weimar und natürlich die thüringische Gastlichkeit mit Bratwurst, Klöße und Zwiebelkuchen. Der Zwiebel ist hier der Herbstmarkt gewidmet, inzwischen das größte Volksfest in Thüringen.

Donnerstag, 3. April 2014

Wien 2015 - 150 Jahre Ringstrasse

Zugegeben, dieser Titel hört sich zunächst unspektakulär an. Ringstrassen gibt es viele und deren Alter interessiert höchstens, wenn man sich Gedanken macht, ob sie nicht endlich restauriert werden sollten. Die Ringstrasse in Wien jedoch ist für Besucher von Wien von grossem Interesse - für Einzelreisende ebenso wie Teilnehmer von Klassenfahrten, Projektwochen oder Gruppenreisen.

Die Ringstrasse in Wien zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der österreichischen Hauptstadt und verläuft über ca. 5,2 Kilometer rund um das historische Zentrum. Am 01. Mai 1865 von Kaiser Franz Joseph offiziell eröffnet, wird die Prachtstrasse dieses Jahr 150 Jahre alt. Die Existenz dieses großzügigen Boulevards verdankt Wien den Befestigungsanlagen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach dem 30jährigen Krieg wurden die Befestigungen verstärkt und angrenzend ein Wiesenstreifen (Glacis) angelegt. Auf diesem Streifen, der zunächst mit 95 und ab 1683 mti 450 Meter festgelegt wurde, entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Fußgängerwege und Fahrstrassen. Die Fläche wurde beflanzt und diente auch als Freiluftwerkstätte für Handwerker und Verkaufsstandort für Händler.

"Es ist mein Wille"
Am 20.12 1857 überschrieb Kaiser Franz Joseph I. eine Anweisung an seinen Innenminister mit den bekannten Worten 'Es ist mein Wille' und hielt denselben bezüglich der Neugestaltung des Ringgeländes fest. Dieses 'allerhöchste Handschreiben' wurde am 25.12. in vollem Wortlaut auf dem Titelblatt der 'Wiener Zeitung' veröffentlicht. Nach politiküblichem Gerangel, Planungswettbewerben und Finanzierungslösungen wurde der Boulevard 1865 eröffnet, obwohl zu diesem Zeitpunkt erst ein Teil vollendet war. Aber das kennen wir ja bis heute.

57 Meter breit war die Ringstrasse angelegt und bot der aristokratischen Gesellschaft und dem aufstrebenden Bürgertum Platz für prachtvolle Gebäude, z. B. das Palais Epstein. Dazu entstanden offizielle Gebäude wie die Neue Burg, das Kunst- und naturhistorische Museum, Staatsoper, Burgtheater sowie Parlament und Rathaus. Viele Cafés und prachtvolle Parkanlagen dienen noch heute der Erholung und die Ringstrasse bot auch den bekannten Musikern ein ideales Schaffensumfeld. Informationen zu den wichtigsten Gebäuden und Denkmälern hat das Tourismusbüro Wien hier zusammengestellt.

Das Jubiläum wird in Wien gebührend gefeiert. Ausstellungen in mehreren Museen widmen sich der Geschichte des Rings ebenso wie den sozialen Problemen der Zeit. Auf einer großzügigen Prachtstrasse wie dieser finden natürlich auch Events und Veranstaltungen statt- und das ganzjährig.

Den Ring geniesst man am besten von einem der Café-Häuser aus bei einem guten Braunen, oder sie flanieren gemächlich an den Prachtbauten vorbei und lassen sich von einem Reiseführer die Hintergründe erläutern. Den ganzen Ring können sie per Fahrrad erkunden oder mit der 'Vienna Ring Tram'. Mittels LCD-Bildschirme und Audio-Guide erhalten Sie Informationen zu dem, was draussen zu sehen ist.

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