Dienstag, 23. Juni 2015

'Ballermannisierung' europäischer Städte

Was für ein Wort! - europäische 'Ballermannisierung' titelt der Tagesspiegel. Alleine die Scharen von Touristen, die durch die Top-Reiseziele für Städtereisen strömen sind eine Belastung. Reisebusse und PKW verstopfen die historischen Innenstädte und nicht alle Reisenden haben den Sinn des Reisens verinnerlicht.

Von den städtebaulichen Möglichkeiten abgesehen (Parkmöglichkeiten, öffentlicher Nahverkehr) fällt jedem Reisenden die Verantwortung zu, dem Gastland mit Achtung zu begegnen. Ich frage mich, warum man weite Strecken zurückliegt, um sich in der Ferne voll laufen zu lassen. Natürlich hat es etwas, im obersten Stockwerk des Guinness Storehouse ein Guinness zu trinken und die Aussicht über Dublin zu geniessen. Aber mit 1 Promille + Alkohol im Blut nimmt man dieses Flair wohl nur noch sehr begrenzt war.

Reisen ist ein Form der Bildung, es erweitert den Horizont und das Verständnis für andere Kulturen, Verhaltens- und Lebensweisen. Unter diesem Gesichtspunkt wird sich ein Reisendern mit Respekt vor den kulturellen Errungenschaften im Reiseland und den historischen Zeugnissen verhalten. Dazu gehören offene Sinne und Interesse. Das wird allerorten geschätzt und wird drohende Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung verringern.

Freitag, 12. Juni 2015

Wer war Nero?

Eine Szene, die unsere Vorstellung des römischen Kaiser Nero (37 - 68 u. Z.) nachdrücklich geprägt hat - prunkvoll gekleidet besingt der römische Kaiser den Brand von Rom, der im Hintergrund lodert. Peter Ustinov im Filmklassiker 'Quo Vadis' von 1951 ist das, was allgemein von Nero bekannt ist. Doch wie so oft wenn sich Filmproduzenten das Leben eines Prominenten zum Thema wählen, ist dieses Bild des römischen Kaisers sehr verfälscht.

Die Berichte über Nero sind zudem von der Haltung der Kirche geprägt, bei der sich Nero als 'Christenverfolger' eingeprägt hat. Entsprechend negativ war das Vorurteil der Berichterstatter und so haben wir heute das Bild eines dekadenten Lustmenschen im Sinn, der sich für einen Künstler hält und seine Hauptstadt abbrennen läßt, um eine schönere bauen zu können.

Dieses Bild muss korrigiert werden - meinen die Initiatoren der 'NERO' - Ausstellungen, die vom 14.05. bis 16.10.2016 in Trier stattfinden. In drei Museen wird das, 'was jeder über Nero weiss' den bis heute bekannten Fakten gegenübergestellt.

Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero.
Das Stadtmuseum Simeonstift Trier zeigt unter der Leitung von Dr. Elisabeth Dühr die Bezugnamen auf Neros in den Medien. Das beginnt schon mit einem der ersten Stummfilme, in dem Nero zu sehen ist, der an seinen Sklaven eine Gift-Mixtur testet. "Von den frühesten erhaltenen Darstellungen des Mittelalters bis zum Nero-Bild jüngerer und jüngster Vergangenheit machen Gemälde, Grafiken, Fotografien, Filme und Theaterausstattungen diese wandlungsreiche Rezeptionsgeschichte erlebbar." (Website des Museums) Oder kennen sie den Slogan 'NERO - burning ROM' ? Das EDV-Programm Nero brennt Daten auf CD-ROM - aber denken sie da noch an etwas? Im Verlauf der Ausstellung wird dieses einseitige Bild durch einen Blick auf die Fakten klarer.

Nero und die Christen
Markus Groß-Morgen vom Museum am Dom greift in seinem Teil der Ausstellungs-Trilogie den Begriff 'Christenverfolger' auf. Diese Vorstellung hat sich durch Filme wie 'Quo Vadis' ebenso eingeprägt wie durch Gemälde vor allem polnischer Künstler, die Christen als brennende Fackeln im Garten Neros zeigen. Doch war es wirklich ein religiös motivierter Angriff auf die Christen? Die Fakten zu diesem Punkt und zu religiös motivierter Verfolgung im römischen Reich regt zu Diskussionen an.

NERO - Kaiser, Künstler und Tyrann
Dem Direktor des Rheinischen Landesmuseum ist die Begeisterung anzumerken. Dr. Marcus Reuter hat in seinen Räumen 14 Räume mit ca. 1000 qm für die Nero-Ausstellung frei gemacht und Exponate aus aller Welt für die Ausstellung zusammen gesammelt. Sie beschäftigt sich mit dem Lebenslauf Neros von seinem Weg zum Kaisertum, die Beziehung zu seiner Mutter Agrippina und natürlich auch mit dem Brand von Rom und dem Luxus am Kaiserhof. Auch die Frage, ob Nero ein Künstler und/oder ein Tyrann gewesen ist sowie die unruhigen Zeiten, die auf seinen Tod folgten werden in der Ausstellung aufgegriffen.

Zur Ausstellung wird auch die Bewertung eines Psychiaters veröffentlicht werden, der aus den Schriften über Nero die Analyse wagt, ob der römische Kaiser wahnsinnig gewesen ist. Und auch das Fernsehen wird das Thema würdigen - pünktlich zur Ausstellungseröffnung wird eine Terra-X Dokumentation erscheinen, die sich mit dem Thema Nero auseinandersetzt.

Die drei Ausstellungen und Museen können im Zeitraum Mai bis Oktober mit einem Kombiticket besucht werden. Führungen in den Ausstellungen sind möglich und vermitteln weitere Hintergrundinformationen.

Eine Frage bleibt allerdings offen - Warum Trier? Die Stadt an der Mosel ist nicht nur die älteste Stadt Deutschlands, sie hatte in der Antike eine grosse Bedeutung als Garnisonsstadt und unter Kaiser Konstantin sogar als Kaiserresidenz. Die Fülle an Ausgrabungen in Trier unterstreicht den Slogan 'Trier - Zentrum der Antike'. Nach dem großen Erfolg der Konstantin-Ausstellung war ein weiteres Themenjahr naheliegend und Nero als der bekannteste römische Kaiser ist ein geeignetes Thema - gerade auch wegen den falschen Vorstellungen über ihn.

Fahren Sie doch in 2016 nach Trier - ein Beispielprogramm haben wir hier zusammengestellt: http://www.ix-tours.com/DE/themenreisen/nero2016.aspx

Freitag, 5. Juni 2015

Erlebnisführung in Trier

'Zentrum der Antike' - der Slogan von Trier ist nicht übertrieben. Die Stadt an der Mosel wurde bereits im Jahre 16 v. Christus unter dem Namen 'Augusta Treverorum' (Stadt des Augustus im Land der Treverer)gegründet und in den folgenden Jahrhunderten kontinuierlich ausgebaut. Unter Kaiser Konstantin wurde Trier Kaiserresidenz. Noch heute zeugen Porta Nigra, Konstantinbasilika, Kaiserthermen, Römerbrücke und Amphitheater von Glanz und Größe der Stadt in der Antike.

Bei Gruppenreisen und Klassenfahrten nach Trier liegt ein Besuch der Museen, Ausstellungen und Sehenswürdigkeiten nahe, nur wie interessiert man Teilnehmer, die sich nicht so leicht durch Steine begeistern lassen, auch wenn sie noch so alt sind? Dafür bietet Trier Erlebnisführungen am Originalschauplatz und eine davon konnte ich vor kurzem miterleben.

Die Erlebnisführung 'der Gladiator Valerius' spielt im Amphitheater von Trier und startet unter dem Arenaboden, wo früher die Gladiatoren und Tiere auf Ihren 'Auftritt' warteten. Wer jetzt eine blutrünstige Geschichte mit Verherrlichung der antiken Gladiatorenkämpfe erwartet, wird (angenehm) enttäuscht. Die wechselnden Darsteller erzählen die Geschichte plastisch, lassen aber auch das Elend der Welt des römischen Cirkus deutlich werden.

Bei unserer Führung wurde die Rolle vom Schauspieler Isaac Boateng dargestellt und er trat von hinten durch einen vergitterten Gang an unsere Gruppe heran. Seine Fackel ließ die feuchtkalten Räume zwischen den Steinwänden noch gespenstischer erscheinen und er begann 'seine' Geschichte zu erzählen. Dabei wurde sowohl das Amphitheater als auch der Ablauf der Spiele und der politische Hintergrund beleuchtet und mit den Erlebnissen des Valerius kam diese Zeit berührend menschlich an uns heran.

Wir erfuhren die Umstände, wie ein freier Mann in eine Gladiatorenschule geraten konnte und die gesellschaftliche Stellung, die damit verbunden war. Details der Ausbildung zeigte er uns an der Stelle auf, wo die Schule gewesen ist, führte uns über die Ränge um das Spektakel der Spiele zu beschreiben und führte uns den Verlauf seines ersten Kampf in der Arena vor, während wir auf der Tribüne Platz genommen hatten. Die Vorstellung war sehr real und das tragische Ende hätte auf einer Theaterbühne nicht anschaulicher wirken können.

Die Erlebnisführung ließ die Ruinen des Amphitheaters lebendig werden, man konnte fast die Geräuschkulisse vernehmen und wurde für die Dauer der Führung in die Antike versetzt.

Neben dem Gladiator Valerius bietet die Stadt Trier noch zwei weitere Erlebnisführungen an. Ein Zenturio klärt über das 'Geheimnis der Porta Nigra' auf und beim 'Teufel in Trier' taucht der Besucher in die Zeit des Mittelalters ein. Ergänzend werden Erlebnisbausteine wie 'Gladiatorenschule' und 'Togaführung' angeboten.

Buchen Sie doch eine der Führungen bei einer Gruppenreise oder Klassenfahrt nach Trier. Gemeinsam mit den hochwertigen Museen und den vielen Sehenswürdigkeiten aus römischer Zeit ist Trier ein Top-Reiseziel für antike Geschichte.